Die juckenden Fasern, die es nicht geben darf ... und mehr

WELT am 2. September 2011

Unter dem Titel "Würmer sind nicht unter der Haut – sondern im Kopf" macht sich die Honorar-Autorin Fanny Jiménez über Menschen lustig, die an Morgellons erkrankt sind und bringt Ärzte und Heilpraktiker in Verruf, die Patienten mit dieser systemischen Krankheit behandeln und ihnen Linderung verschaffen, statt sie zu einem Psychiater zu überweisen.

Der WELT-Artikel hat kein medizinisch-wissenschaftliches Niveau und ist trotzdem in der Kategorie "Gesundheit" der Unterkategorie "Krankheiten von A bis Z" zugeordnet und nicht als Glosse oder Kommentar gekennzeichnet.

Am vom 24. Oktober 2010 schrieb die "American Medical Association": "Bis dato wurde die mangelhaft untersuchte Morgellonskrankheit als ein stark ulcerativer Hautzustand angesehen, der histologisch (gewebebetreffend) immer mit einer Dermatitis artefacta (Selbstverstümmelung) fälschlicherweise verglichen wurde. Folglich nur als psychosomatische Störung diagnostiziert wurde, so wie früher auch Fälle mit ulcerativer colitis in der Zeit von 1930 bis 1960. Wir stellen nun den ersten Fall eines Patienten mit dem Morgellons Syndrom vor, wobei erweiterte Untersuchungen ergaben, dass es sich dabei um eine systemische Erkrankung handelt."

Kommentare (3)

    • 17 September, 2011 - 17:15
    • Peter Feig (nicht überprüft)

    Man kann sich gar nicht vorstellen, dass solche Artikel überhaupt veröffentlicht werden, um kranke Menschen als verrückt zu erklären! Wir leben in einer Medienlandschaft, die uns alle ständig mit Lügen zustopft! Die Welt oder Bildzeitung ist doch was für Dumpfbacken!!

    • 20 September, 2011 - 01:00
    • Hannelore Hühne

    Nachdem ich bei „Welt Online“ noch einmal aufmerksam den Artikel „Eingebildete Würmer in der Haut“ Von Fanny Jiménez las, kam mir stärker als je zum Bewusstsein, in was für einer schwierigen Lage sich die Kranken befinden. Die Autorin bezieht sich auf eine Studie der Mayo-Clinic. Die besagt, wie schon gehabt, dass sich die Leute Insekten unter der Haut einbilden wo keine sind – und damit leiden sie an einem Wahn.

    Hier kann doch etwas überhaupt nicht stimmen. Das Schlimme ist, dass die Mayo-Clinic natürlich einen weltweiten Ruf hat und sich jeder sagt: ‚Na, wenn die das festgestellt haben, muss es wohl so sein.’ Nein, muss es nicht.

    Die gleichen Fragezeichen stehen nach wie vor in der Luft und wenn man bei der Mayo-Clinic auch lediglich von eingebildeten Insekten unter der Haut und einem dermatologischen Problem redet, dannn heisst das nichts weiter, als das man die Sache gar nicht richtig untersucht haben kann. Auch Studien lassen sich von vornherein in bestimmte Richtungen dirigieren, sie sind nicht immer das A und O der Wissenschaft. Was hat denn Mark Davis über die über hundertundsechzig anderen Symptome gesagt? Er muss doch zur Kenntnis genommen haben, dass es sich überhaupt nicht um eine Krankheit handelt, die nur die Haut betrifft! Er muss, wenn seine Studie unvoreingenommen war doch gesehen haben dass da wirklich etwas aus der Haut der Kranken kommt. Dass die überhaupt nicht alle von Juckreiz und Insekten reden. Dass die merkwürdigen Substanzen, die wahrscheinlich noch nie aus Menschen herausgekommen sind und von denen es im Internet inzwischen tausende von Fotos gibt, dass also diese Substanzen aus sämtlichen Körperöffnungen kommen! Dass die Krankheit sämtliche Organe betreffen kann und damit systemisch ist. Man kennt das Problem der Forscher, die einen bestimmten Auftrag bekommen (z.B. von Grosskonzernen), bei denen das Ziel schon vorher definiert ist. Das ist nichts Neues.

    Ob das hier bei der Studie der Mayo-Clinic der Fall war, weiss ich nicht. Auf jeden Fall bringt sie überhaupt keine neuen Erkenntnisse. Die Diagnose „Dermatozoenwahn“ ist eine Sackgasse.

    • 24 Oktober, 2011 - 11:27
    • Hannelore Hühne
    Fortschritt?

    Was ist mit der Tatsache, dass man anscheinend den höchsten Anteil an Opfern dieser Krankheit bei Ärzten, Pflegepersonal und neuerdings auch bei Biologen findet? Natürlich kann der Eindruck dadurch entstehen, dass diese mehr im Lichte der Öffentlichkeit stehen und die übrigen Patienten sich verstecken. Letzteres kommt widerum den Kräften zugute, die diese Krankheit nicht wahrhaben wollen – es spielt alles in ihre Hände. Der Kranke ist in einer Position die schlimmer ist als die eines Leprakranken im Mittelalter. Hilfloser ist seit dem armen Ignaz Semmelweiss eigentlich niemand mehr gewesen. Sie werden nicht behandelt, nicht ernst genommen und je eher sie sterben, desto besser ist es – so wie es aussieht – für unserer Gesellschaft, die mit diesem Problem nichts anfangen kann und daher das Einfachste tut, was man in diesem Falle tun kann: Man behauptet, es existiere nicht.
    Das haben wir in der Geschichte alles schon mehrmals gehabt. Wen ich hier nicht mit einschliesse, das sind die vielen Ärzte – in allen Ländern, in denen die Krankheit schon aufgetaucht ist – die stillschweigend versuchen, den Kranken zu helfen, ohne grosses Aufsehen. Würden sie im Sinne des Kranken über ihre Behandlung offiziell reden, so hätten sie nur Nachteile davon. Auch das muss einmal erwähnt werden. Mein ganz besonderer Dank geht an sie. Leider können sie die Krankheit meist auch nicht heilen, aber sie können sehr wohl helfen. Das könnten sie mit Sicherheit nicht, wenn sie die Standard-08/15-Diagnose „Dermatoen-Wahn“ stellen würden. (Wissen Sie noch, was 08/15 bedeutet? Ich muss immer ein bisschen lachen, weil es Armee-Jargon ist, aber es ist ein guter Ausdruck). Diese Diagnose, die ständig wiederholt wird, ohne dass mal jemand in die Einzelheiten geht, ist eine Sackgasse, weiter nichts.

    Wenden wir uns doch einmal anderen Betrachtungsweisen zu. Die moderene Biologie ist auf dem Vormarsch. Der Laie kann keine Ahnung davon haben, wie weit die Forschung bereits fortgeschritten ist, aber man kann sich Kenntnisse darüber aus dem Internet holen, wenn man will. Ich meine jetzt die Beiträge, die von Fachleuten für ein Laienpublikum geschrieben wurden. Es handelt sich um die Gentechnik, die Zell- und Molekularbiologie,die Nanotechnik sowie die daraus resultierende neue synthetische Biologie. Selbst wenn man hier nur eine vage Idee bekommt kann einem doch durchaus klar werden, dass wir uns in einem Zeitalter des vollständigen Umbruchs befinden. Es gibt fast grenzenlose Möglichkeiten, doch auch gewaltige Risiken und jeder, der sich über die bisher neuen Technologien schon Gedanken gemacht hat weiss, dass die Risikoforschung, wenn überhaupt, immer erst anläuft wenn die neue Technologie längst angewendet wird. Hier liegt eine riesige Gefahr. Ich denke hier an das Beispiel eines russischen Physikers (ich habe mir seinen Namen nicht gemerkt, das wurde in einer ARD-Rundfunksendung erwähnt) der seit Tschernobyl stark verstrahlt ist und sehr leidet. Als man ihn fragte, was er denn heute von der Atomenergie hält, antwortete er sinngemäss, dass er sie nach wie vor für sehr gut hielte. Es käme halt lediglich darauf an, alles richtig zu machen, dann könnte auch nichts mehr passieren. Mir zeigt das, dass auch Wissenschaftler von ihrem eigenen Fachgebiet so hoffnungslos verblendet sein können, dass man von ihnen kein vernünftiges Urteil mehr erwarten kann.

    Mir kommt schon wieder das Thema „Wahnvorstellungen“ in den Sinn. Ich glaube, diesen Begriff müsste man mal ein wenig erweitern. Diktatoren haben meistens Wahnvorstellungen, d.h. Menschen, die über zuviel Macht über andere verfügen. Sie verlieren einfach irgendwann das Gefühl für die Realität. Und solche gibt es sicher auch noch in anderen Bereichen. Es gab einmal einen Hexenwahn, der erst vor ca. 350 Jahren endete. Sogar Luther glaubte noch an Hexen! Nein, mitdem Wahn ist das wirklich so eine Sache. Wir sollten da vorsichtig sein.
    Es gab auch schon Krankheitsbilder, die eben so schnell wieder verschwanden wie sie in den Begriffen der Medizin aufgetaucht waren.

    Was ich damit sagen möchte: Alles bleibt Menschenwerk und man muss sich davor hüten, die Wissenschaft in einer überhöhten Betrachtungsweise zu sehen. Sie ist keine Religion und auch kein Ersatz dafür.